In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Versorgung von Patienten mit einer HIV-Infektion stetig verbessert. Um den genauen Verlauf zu analysieren und eventuelle Risikofaktoren für eine unzureichende Adhärenz festzustellen, wurden Daten der Studie „Klinische Surveillance der HIV-Erkrankung“ (ClinSurv HIV) analysiert. Hauptaussage war: ART möglichst sofort beginnen!

Die Studienpopulation bestand hauptsächlich aus Männern aus europäischen Ländern mit ca. 37 Jahren.

65 Prozent der Teilnehmer starteten die HIV-Therapie innerhalb von sechs Monaten, sieben Prozent innerhalb von einem Jahr und fünf Prozent innerhalb von 18 Monaten. Bei knapp 40 Prozent der Patienten bestand das Therapieregime aus nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI), Proteasehemmern (PI) und einem Booster, bei 36 Prozent aus NRTI und Nicht-NRTI sowie bei neun Prozent aus NRTI plus Integrasehemmer.

Lange währte in den vergangenen Jahren die Debatte, wann der günstigste Zeitpunkt für den Therapiebeginn ist. Die Ergebnisse der START-Studie (Strategic Timing of Antiretroviral Therapy) sprechen dafür, die HIV-Therapie sofort nach der Diagnose zu beginnen, unabhängig davon, wie hoch die Zahl der CD4-positiven Zellen im Blut ist. Die Auswertung der Daten der ClinSurv-Studie spiegelt wieder, wie unterschiedlich die Entscheidung zum Therapiestart in den vergangenen Jahrzehnten getroffen wurde.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Therapiebeginn bei HIV-infizierten Personen war generell umso geringer, je höher die CD4-Zellzahl war. So war die Chance für die HIV-Therapie bei einer Zellzahl ≥500/μl um 63 Prozent geringer als bei einer Zellzahl < 200/μl. Entsprechend den jeweils gültigen Leitlinien war die Wahrscheinlichkeit für einen frühen Therapiebeginn bei HIV-Diagnose in den Zeiträumen 2008–2014 (+ 29 Prozent) und 2015– 2016 (+ 44 Prozent) signifikant höher als bei Erstdiagnose vor 2001.

Eine weitere Aussage der Studie lautete: Starke Adhärenzzunahme in allen
Altersklassen.

Die Wissenschaftler untersuchten, welche Faktoren eine schlechte Adhärenz begünstigten. Sie entdeckten zum Beispiel, dass der Therapiebeginn in den Beobachtungszeiträumen 2002– 2007 und 2008–2014 deutlich später lag als in jüngster Zeit (2015–2016). Auffallend war auch, dass Patienten im Alter zwischen 18 und 39 Jahren eher später mit der antiretroviralen Therapie begannen als die Älteren.

Die Adhärenz nahm seit 2008 konstant zu, und zwar von 55 Prozent auf 94 Prozent im Jahr 2015. Dies spiegelt möglicherweise wider, dass die HIV-Infizierten inzwischen stärker gewillt sind, sich leitliniengemäß behandeln zu lassen und den Nutzen von Therapieleitlinien anerkannt haben. Auch die verbesserte medikamentöse Therapie durch neue Integrase- und Proteasehemmer trage zu einer höheren Compliance nicht zuletzt unter HIV-Therapeuten bei.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/aids/article/976772/studie-clinsurv-infos-18-jahren-hiv-behandlung.html

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