Die Abkürzung „PEP“ steht für Postexpositionsprophylaxe und wird oft im Zusammenhang mit HIV verwendet. Angesichts des kontinuierlichen Anstiegs der Syphilis-Fälle über die letzten 20 Jahre, insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), wächst auch das Interesse an präventiven Maßnahmen für bakteriell sexuell übertragbare Krankheiten (STIs), zu denen auch Chlamydien oder Tripper zählen. Eine vielversprechende Option ist die Verwendung des Antibiotikums Doxycyclin zur Vorbeugung sexuell übertragbarer Infektionen. Diese Form der Prävention wird als „antibiotische STI-Prophylaxe“ bezeichnet. Eine aktuelle Studie konnte durch eine einmalige Einnahme von 200 mg Doxycyclin 24-72 Stunden nach dem Risikokontakt eine Risikoreduktion von Chlamydien um 88 % und von Syphillis um 87 % zeigen. Auch Gonorrhoe wird um 51% verringert, unabhängig von einer Meningitis B-Impfung. Die Meningitis B-Impfung allein zeigt einen 33% geringeren Schutz als Doxycyclin. Die Maßnahmen addieren sich.

Speziell bei MSM und trans-Frauen, die entweder HIV-PrEP verwenden oder eine HIV-Infektion haben, konnte in mehreren randomisierten kontrollierten Studien nachgewiesen werden, dass die prophylaktische Einnahme von Doxycyclin das Risiko von Syphilis- und Chlamydieninfektionen signifikant verringern kann. Allerdings zeigte eine Studie in Kenia keine Wirksamkeit bei cis-Frauen.

Trotz vielversprechender individueller Ergebnisse sind die Auswirkungen einer breiten Anwendung dieser Strategie auf die Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien, insbesondere bei Chlamydia trachomatis und anderen bakteriellen Krankheitserregern, noch unklar. 


Die Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG) spricht sich gegen eine flächendeckende Anwendung der antibiotischen STI-Prophylaxe aus, aufgrund der potenziellen Risiken wie Veränderungen des Mikrobioms, mögliche negative Folgen für die Gesundheit und die Förderung von Antibiotikaresistenzen. Die STI-Prophylaxe mit Doxycyclin sollte vielmehr auf ausgewählte Personen beschränkt bleiben.

Die Empfehlungen der DSTIG beinhalten die Möglichkeit einer Einzeldosis Doxycyclin (200 mg) innerhalb von 24 Stunden nach ungeschütztem Sex als Postexpositionsprophylaxe (Doxy-PEP). Die langfristige tägliche präventive Einnahme von Doxycyclin (Doxy-PrEP) wird jedoch nicht empfohlen, da die Auswirkungen auf individueller und populationsbezogener Ebene nicht ausreichend erforscht sind.

Die DSTIG betont die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die langfristigen Auswirkungen der antibiotischen STI-Prophylaxe auf die Verbreitung von Resistenzen und die Gesundheit der Einzelnen zu verstehen. Dabei sollen auch mögliche Veränderungen des Mikrobioms und andere Nebenwirkungen berücksichtigt werden. Wichtig ist, dass die Implementierung der antibiotischen STI-Prophylaxe nicht auf Kosten bewährter präventiver Maßnahmen gehen sollte, wie regelmäßigem Testen auf Syphilis und anderen STIs.

Die DSTIG spricht sich also für eine differenzierte und vorsichtige Anwendung der antibiotischen STI-Prophylaxe aus und betont gleichzeitig die Bedeutung einer umfassenden Forschung, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Quelle: www.hivandmore.de; www.deutsche-apotheker-zeitung.de ; www.dstig.de

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