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Das Wissenschaftliche Institut der AOK hat Zahlen zum Antibiotika-Verbrauch in Deutschland im Jahr 2023 veröffentlicht.
Demnach wurden ca. 36 Millionen Verordnungen von Antibiotika im Jahr 2023 zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet. Der seit 2014 rückläufige Trend an Antibiotika-Verschreibungen ist damit seit 2022 gebrochen und legt mit knapp 18,4 % mehr Verschreibungen gegenüber dem Vorjahr nochmal deutlich zu – ein besorgniserregender Trend, der das Risiko vor Antibiotika-Resistenzen erhöhen kann.
Auch im Bereich Reserveantibiotika sind die Verordnungszahlen gestiegen. Reserveantibiotika sind spezielle Antibiotika, die nur bei besonders schweren Infektionen angewendet werden, wenn eine schnelle Therapie erfolgen muss und keine Zeit besteht auf Resistenzen zu testen oder wenn Erreger bereits Resistenzen gegen andere Antibiotika aufweisen. Sie sollten nie Mittel der ersten Wahl sein. Mit 15,7 Millionen Verordnungen verzeichnen sie einen Anstieg um 21,0 % gegenüber dem Vorjahr und sind damit auch immer noch zu häufig verordnet. Eine konsequente Zurückhaltung dieser Arzneimittel ist essentiell, um immer eine Notfalloption parat zu haben, denn auch hier gilt der Grundsatz, der für alle Antibiotika gilt, dass desto mehr verordnet werden, desto mehr Resistenzen bilden sich.
Im Gegensatz zu den humanen Antibiotikaverordnungen setzt sich ein erfreulicher Trend bei Antibiotika in der Tierhaltung fort. Mit 529 Tonnen Antibiotikamenge ist dieser Wert so gering wie noch nie seit Beginn der Erfassung 2011 (1.706 Tonnen). Um 2,1 % ist der Antibiotika-Einsatz bei Tieren gesunken. Dieser Trend wird durch eine Anpassung im Tierarzneimittelgesetz mitverursacht, der den Einsatz auf ein Mindestmaß reduzieren soll. Auch hier ist der Grund das Risiko der Resistenzbildung, die auch für uns Menschen kritisch werden kann, da wir Menschen über den Konsum von Fleisch und über die Umwelt geringe Antibiotikamengen aufnehmen.
Ein weiterer Aspekt der kein Grund zur Entwarnung gibt ist die Stagnation in der Wirkstoff-Entwicklung. In den letzten Zehn Jahren wurden nur acht neue Antibiotika entwickelt. Das letzte neue Antibiotikum wurde 2022 auf den Markt gebracht. Von der Politik aus wird deswegen verstärkt versucht, Anreize für die pharmazeutischen Unternehmen zu schaffen, sodass neue Antibiotika entwickelt werden. 500 Millionen Euro alleine stehen hierfür für die Forschung zur Verfügung. Allerdings bleibt es abzuwarten, ob sich diese Investitionen rechnen.
Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK könnten durch einen zurückhaltend strengen, indikationsgerechten Einsatz von Antibiotika bis zu 9.700 Todesfälle in Deutschland verhindert werden. Zusätzlich werden aber dringend neue antibiotische Wirkstoffe benötigt, die die vorhandenen Resistenzen überwinden können und so eine Notfalloption bieten.
Aus diesem Grund ist es umstritten, das Antibiotikum Doxycyclin als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für sexuell übertragbare Krankheiten wie beispielsweise Syphilis und Chlamydien-Infektion in der Zukunft zu verwenden, um eventuelle Resistenzen zu vermeiden. .
Quelle: www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Pressemitteilungen/2025/wido_arz_antibiotikaverbrauch_steigt_2025.pdf (05.03.2025); www.bvl.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/05_tierarzneimittel/2023/2023_PM_Abgabemengen_Antibiotika_Tiermedizin.html (05.03.2025); www.vfa.de/de/forschung-entwicklung/antibiotika/neue-antibiotika
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Das HIV-Übertragungsrisiko während der Schwangerschaft und der Stillzeit liegt bei Nichtbehandlung der HIV-positiven Mutter bei etwa 15-25% und ist zum Zeitpunkt der Geburt maximal. Durch eine passende und gewissenhafte Therapie und weiteren Vorkehrungen, vor allem zur Geburt, kann das Risiko jedoch auf unter 1% erniedrigt werden.
Die meisten Frauen wissen vor Beginn der Schwangerschaft schon über ihre HIV-Infektion Bescheid und führen im besten Fall ein für sie passendes Therapieschema durch. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge kann ein freiwilliger HIV-Antikörper-Test durchgeführt werden. Für diesen wird nur die Durchführung, nicht aber das Ergebnis, im Mutterpass notiert.
Spätestens nach Vorliegen eines positiven Ergebnisses sollte schnellstmöglich eine Therapie gestartet werden. Ziel der Therapie ist, dass die Virenmenge im Blut so weit abgesenkt wird, dass sie nicht mehr nachweisbar ist, sodass sie also unter der Nachweisgrenze von 50 HIV-RNA-Kopien/mL liegt. Über die Wahl der Medikamente sollte mit dem Arzt in einer HIV-Schwerpunktpraxis gesprochen werden. Es wird HIV-positiven Schwangeren im Allgemeinen stark empfohlen, für eine bestmögliche Therapie und Betreuung neben dem Frauenarzt auch im regelmäßigen Austausch mit einer HIV-Schwerpunktpraxis zu stehen. Besonders wichtig in der Schwangerschaftsvorsorge sind neben einer passenden Therapie bei HIV-positiven werdenden Müttern auch regelmäßige Blutkontrollen zur Überprüfung auf eine HPV-, Chlamydien-, Trichomonaden-Infektion und eine bakterielle Vaginose, die möglichst schnell behandelt werden sollten, da sie das HIV-Übertragungsrisiko erhöhen.
Viele Schwangere wünschen sich eine natürliche vaginale Geburt, doch ist das HIV-Übertragungsrisiko während der Geburt am höchsten, da es auch durch die Vaginalschleimhaut der Mutter zu einer Ansteckung des Neugeborenen kommen kann. Trotzdem ist eine vaginale Geburt unter bestimmten Bedingungen auch bei Schwangeren mit einer HIV-Infektion möglich. Voraussetzung ist, dass die Schwangere eine passende HIV-Therapie erhält und dass die HIV-RNA mindestens vier Wochen vor und bis zur Entbindung unter 50 Kopien/mL, also unter der Nachweisgrenze, liegt. Liegt der Wert der HIV-RNA aber bei über 50 Kopien/mL, muss aufgrund des zu hohen Infektionsrisikos ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Nach der Entbindung wird beim Neugeborenen eine sogenannte postnatale Expositionsprophylaxe durchgeführt. Dafür wird innerhalb von 6h nach der Geburt mit einer Zidovudin-Gabe gestartet, die für zwei Wochen fortgeführt wird. In manchen Fällen, wenn die HIV-RNA-Kopienzahl der HIV-positiven Mutter während der Schwangerschaft zu hoch lag, müssen weitere Therapievorkehrungen getroffen werden. Nur, wenn bereits vor der Schwangerschaft eine erfolgreiche HIV-Therapie durchgeführt worden ist und während der gesamten Schwangerschaft und direkt vor der Geburt die HIV-RNA bei unter 50 Kopien/mL liegt, kann auf die postnatale Expositionsprophylaxe verzichtet werden.
Um eine erfolgte HIV-Ansteckung bei dem Neugeborenen sicher auszuschließen, müssen mehrere HIV-Tests durchgeführt werden. Direkt nach der Geburt würde ein HIV-Antikörper-Test falsch positiv ausfallen, da eine Übertragung der HIV-Antikörper von der Mutter ans Kind über die Nabelschnur erfolgt. Trotz des positiven Testergebnisses könnte keine klare Aussage über eine erfolgte Ansteckung getroffen werden können. Ein Kind gilt als sicher HIV-negativ, wenn zwei negative HIV-PCR-Tests nach einem und nach drei Lebensmonaten durchgeführt worden sind. Sollte sich herausstellen, dass das Kind an HIV erkrankt ist, wird schon in den ersten Lebensmonaten mit einer an das Kind angepassten HIV-Therapie begonnen.
Ein weiteres wichtiges Thema für HIV-positive Mütter ist die Frage, ob sie ihr Kind stillen dürfen. Im Allgemeinen wird zunächst ein Stillverzicht empfohlen, da dies für das Kind den größten Schutz darstellt. Sollte die HIV-RNA-Kopienzahl jedoch wieder unter der Nachweisgrenze von 50 HIV-Kopien/mL liegen, eine passende HIV-Therapie durchgeführt und regelmäßige HIV-Tests durchgeführt werden, kann unter einer Abwägung von Nutzen und Risiken in manchen Fällen ein sicheres Stillen erfolgen. Die Entscheidung für oder gegen das Stillen sollte stets mit dem Frauenarzt und mit der HIV-Schwerpunktpraxis diskutiert werden und niemals allein getroffen werden.
Am Ende ist es wichtig, zu erwähnen, dass HIV-positive werdende Mütter nicht allein sind und viele Ansprechpartner haben, die bei jeder Fragestellung Hilfe leisten. Zur eigenen Sicherheit und für die Sicherheit des Kindes sollte die angebotene Hilfe zwingend in Anspruch genommen werden.
Folgende ehrenamtliche Telefon-Hotlines können angerufen werden:
- Deutsche AIDS-Hilfe: 0180-3319411
- Fragestellungen zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft: 069 – 63017680
- Deutscher Hebammenverband: 0721-9818927
Quelle: www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/schwanger-mit-einer-chronischen-erkrankung/hiv-und-schwangerschaft/; www.hivandmore.de/archiv/2021-1/hiv-therapie-in-schwangerschaft-und-bei-exponierten-neugeborenen.shtml; https://register.awmf.org/assets/guidelines/055-002l_S2k_HIV-Therapie-Schwangerschaft-und-HIV-exponierten_Neugeborenen_2020-10-verlaengert.pdf; www.frauenaerzte-im-netz.de; HIV/AIDS in Deutschland – Eckdaten und Trends, Ende 2023 – Epidemiologische Kurzinformation des Robert Koch-Instituts ; www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/schwanger-mit-einer-chronischen-erkrankung/hiv-und-schwangerschaft/
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Nach Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump stiegen die USA aus weltweiten Programmen gegen Aids und HIV zurück. Deswegen warnen Gesundheitsorganisationen aus Deutschland und Österreich vor einer neuen Aids-Epidemie, denn die USA seien bislang der größte Geldgeber im globalen Kampf gegen HIV und Aids gewesen. Dies ist laut Aussage der Deutschen Aids Gesellschaft ,,ein gravierender Verstoß gegen die Menschenrechte und ethisch wie epidemiologisch unverantwortlich, Menschen die lebensrettende Therapie vorzuenthalten.‘‘
Denn dadurch steht die Versorgung von Millionen Menschen auf dem Spiel und UNAIDS rechnet bis Ende 2029 mit sechs Millionen Toten, rund neun Millionen neuen HIV-Infektionen und circa 3,5 Millionen Aids-Waisen ohne die US-Mittel. Besonders stark betroffen sind davon Menschen im südlichen Afrika und gesellschaftliche Gruppen mit erschwerten Zugang zu einer medizinischen Versorgung.
Zudem gibt es US-Medienberichten zufolge Pläne, die HIV-Abteilung der Gesundheitsbehörde CDC aufzulösen. Dies würde bedeuten, dass in den USA die Prävention, einschließlich die Verwendung von Medikamenten zur HIV-Prävention und Tests, nicht weiter gefördert werden würden.
Quelle: https://www.zeit.de/gesundheit/2025-03/hiv-aids-epidemie-usa-hilfen-stopp-warnung