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Die Suche nach einem wirksamen HIV-Impfstoff ist ein komplexes und langwieriges Unterfangen, das bereits seit mehr als 40 Jahren andauert. Trotz intensiver Forschung und über 600 potenziellen Impfstoffkandidaten, die sich in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung befinden, hat bisher keiner die entscheidende Hürde der Phase-III-Studie erfolgreich gemeistert. Dies verdeutlicht die außergewöhnlichen Herausforderungen, die die Entwicklung eines HIV-Impfstoffs mit sich bringt.
Einer der Gründe für diese Schwierigkeiten liegt in den besonderen Eigenschaften des HI-Virus. HIV ist ein hochkomplexes Virus, das sich effizient an die Immunabwehr anpassen kann. Es besteht aus einer RNA-Nukleinsäure, die von einer Proteinhülle, dem Kapsid, und einer Virushülle umgeben ist. Ein entscheidendes Glykoprotein auf der Hülle des Virus, das gp120, spielt eine zentrale Rolle beim Eindringen in menschliche Zellen. In der Vergangenheit zielten
viele der frühen HIV-Impfstoffe darauf ab, das Immunsystem gegen dieses Glykoprotein zu trainieren. Doch HIV erwies sich als äußerst widerstandsfähig, da es in der Lage war, sich der Immunantwort zu entziehen und sich kontinuierlich anzupassen.
Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass neue Technologien wie mRNA-basierte Impfstoffe vielver-sprechend sein können. Ähnlich wie mRNA-Impfstoff e wird auch saRNA (selbstamplifi zierende RNA) als Grundlage für die Entwicklung von HIV-Impfstoff en erforscht. Der Vorteil von saRNA besteht darin, dass sie sich einmal in die Zelle eingeführt selbst vervielfältigen kann, ohne auf zelluläre Mechanismen angewiesen zu sein. (Im Unterschied zur mRNA, die nämlich auf zellulären Stoff wechsel angewiesen ist)
Das bedeutet, dass bereits kleine Mengen des Impfstoff s eine starke Immunantwort auslösen können. Dies könnte besonders hilfreich sein, um das Immunsystem zu trainieren, Antikörper gegen ein breites Spektrum von HIV-Varianten zu entwickeln.
Ein zentrales Ziel der saRNA-basierten Impfstoff entwicklung ist die Erzeugung von „broadly neutralizing antibodies“ (bnAbs), die eine Vielzahl von HIV-Stämmen neutralisieren können. Aufgrund der hohen Mutationsrate des Virus ist es entscheidend, dass ein Impfstoff Antikörper hervorruft, die gegen viele verschiedene Virusvarianten wirken. Diese bnAbs binden an konservierte Bereiche des HIV-Hüllproteins, die trotz der zahlreichen Mutationen stabil bleiben, und blockieren so das Eindringen des Virus in die menschlichen Zellen. In der HIV-Forschung spielen diese Antikörper eine wichtige Rolle, da sie eine vielversprechende Ergänzung zu antiretroviralen Therapien sein könnten.
Dennoch gibt es auch bei saRNA-Impfstoff en Herausforderungen. Erste Studien, wie etwa die von Moderna im Jahr 2022 durchgeführten Phase-I-Studien, zeigten, dass einige Teilnehmer Hautreaktionen wie Quaddeln und Juckreiz entwickelten. Diese Nebenwirkungen konnten jedoch mit klassischen Antiallergika behandelt werden. Es wird vermutet, dass diese Reaktionen eher mit der Formulierung des Impfstoff s als mit der saRNA selbst zusammenhängen.
Insgesamt bleibt die Entwicklung eines HIV-Impfstoff s eine herausfordernde, aber notwendige Aufgabe. Technologien wie saRNA und bnAbs bieten vielversprechende neue Ansätze, um den langjährigen Traum eines wirksamen HIV-Impfstoff s zu verwirklichen.Somit bleibt die Entwicklung eines wirksamen HIV-Impfstoff s eine große Herausforderung. HI-Viren haben eine extrem hohe Mutationsrate (Veränderungsrate) und zerstören die Zellen, die für eine langfristige Immunantwort notwendig sind. Trotz zahlreicher Studien mit tausenden von Teilnehmern konnte bisher kein Impfstoff den Durchbruch erzielen. Potenzielle Impfstoff e stehen zudem im Wettbewerb mit der bereits verfügbaren PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe), die eff ektiv vor einer HIV-Infektion schützt.
Quelle: Pharmakon Ausgabe 4/2024 „ein Impfstoff gegen HIV/Aids zwischen Hoff nung und Wirklichkeit von Ilse Zündorf und Theo Dingermann
04/2024, Amboss Virustatika, Viren, HIV
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Zum Jahresanfang 2025 sollen gesetzlich versicherte Patienten eine elektronische Patientenakte (ePA) erhalten, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Sie legt alle medizinischen Gesundheitsdaten der Patienten zusammen und gibt behandelnden Ärzte einen Überblick über diese. Über die ePA-App haben Patienten die Möglichkeit die Sichtbarkeit ihrer Daten zu verwalten. Das soll Prozesse deutlich vereinfachen, die allgemeine Versorgung aller Patientenen verbessern und zu einem digitalisierten Gesundheitswesen beitragen.
Ein Risiko der ePA ist jedoch, dass Diskriminierung verschiedener Patientengruppen im Gesundheitswesen weiter ansteigen könnte, obwohl diese jetzt schon zum Alltag vieler Menschen gehört. Unter anderem HIV-positive Menschen, queere Patienten und Drogenkonsumenten haben immer noch mit Stigmatisierung zu kämpfen. Patienten sollen und haben weiterhin die Möglichkeit selbstbestimmt mit ihren Gesundheitsinformationen umzugehen. Jedoch müssen die Patienten aktiv handeln, d.h. die ePA gänzlich ablehnen oder einzelne Daten sperren oder löschen. Ansonsten können Ärzte erstmal alle Informationen für 90 Tage einsehen, wenn ein Behandlungskontext vorliegt. So haben Ärzte neben Arztbriefen und Laborbefunden ebenfalls Einsicht auf z.B. die Abrechnungsdaten der Krankenkasse. Grundsätzlich ist es also möglich für Patienten weiter selbst zu entscheiden, welche Daten abrufbar sind. Kritisiert wird jedoch, dass es nicht für jeden ersichtlich ist, was alles gelöscht, bzw. gesperrt werden muss. Somit müssten Patienten auf Daten achten die über die relevanten medizinischen Dokumente für die jeweiligen Ärzte hinausgehen.
Die deutsche Aids-Hilfe hat hierzu eine Website erstellt um es für Patienten einfacher zu machen zu verstehen was die ePA genau ist, was nötig ist um mit den Daten selektiv umzugehen und klärt allgemein häufi g auftretende Fragen. Die Handhabung wird regelmäßig auf den neusten Stand gebracht und wurde zusammen mit verschiedenen betroffenen Patientengruppen erstellt. Die deutsche Aidshilfe fordert weiter, dass Patienten grundsätzlich in Entwicklungsprozesse und Gestaltung im Gesundheitswesen frühzeitig mit eingebunden werden. Zudem gäbe es auch im Gesundheitswesen Machtverhältnisse, die stets ausgeglichen werden müssen, um Interessenskonfl ikte zu vermeiden.
Die Aids-Hilfe möchte mit konstruktiver Kritik die Digitalisierung im Gesundheitswesen begleiten. Es geht darum über die ePA aufzuklären und Patienten Sicherheit im Umgang mit ihren Gesundheitsdaten zu geben. Unter anderem werden dort Vor- und Nachteile aufgelistet und potentielle Risiken erklärt (bspw. Diskriminierungsrisiken) um die Entscheidung zwischen Nutzung und Nicht-Nutzung zu vereinfachen. Grundsätzlich bietet die elektronische Patientenakte viele Vorteile, z.B. Doppeluntersuchungen bei unterschiedlichen Ärzten können nahezu ausgeschlossen werden. Trotzdem birgt sie auch einige Risiken, die jedoch durch einen selbstbestimmten Umgang minimiert werden können.
Alle Infos findet man auch unter https://www.aidshilfe.de/medien/md/epa/
Quelle: https://www.aidshilfe.de/elektronische-patientenakte ; https://www.hivandmore.de/archiv/2024-2/digitale-handreichung-fuer-mehr-
selbstbestimmung.shtml
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Die DAIG (Deutsche AIDS-Gesellschaft), die dagnä (Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin), die DAHKA (Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken und die DAH (Deutsche Aidshilfe) verfassten einen offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach um die Bundesregierung aufzufordern Versorgungsmängeln aktiv und wirksam vorzubeugen.
Anlass dazu ist u.a. der monatelange Versorgungsengpass von Medikamenten mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/ Tenofovirdisoproxil, welche zur Therapie und auch als einziges Medikament zur HIV-Prophylaxe derzeit in Deutschland eingesetzt wird. Über diesen Zeitraum konnten einige Patienten schwierig oder gar nicht versorgt werden. Patient:innen die diese Präparate als PreP (Prä-Expositions-Prophylaxe) einnehmen verloren ihren HIV-Schutz oder Patient:innen die eine HIV-Kombinationstherapie erhalten mussten umgestellt werden auf andere Wirkstoffe. Dabei wird ebenfalls kritisiert, dass die ersten Hersteller bereits Monate vor der Feststellung eines Versorgungsmangels angaben, dass sie eine Versorgung nicht mehr gewährleisten können bzw. Fachorganisationen erste Warnungen ausriefen.
Die Forderungen der Organisationen lassen sich auf vier wesentliche Punkte aufteilen. Zum einen soll die Politik der Industrie Anreize setzen in und für Europa zu produzieren. Zudem soll der Fokus nicht auf einigen wenigen Produzenten liegen. Es soll beobachtet werden ob und wie sich bestimmte Preis- und Rabbatiermechanismen auf die Herstellung auswirken.
Außerdem soll es eine Art Warnverfahren geben in dem die Gefahr vor Versorgungsmängeln frühzeitig und offen kommuniziert werden um diesen so schnell wie möglich entgegenzuwirken. Als letzten Punkt wird das finanzielle Risiko für Ärzt:innen und Apotheker:innen genannt. Beispielsweise Retaxen der Krankenkasse gegenüber den Apotheken soll vorgebeugt werden um Risiken zu minimieren.
Zusammengefasst heißt es, dass die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten eindeutig über den wirtschaftlichen Interesse einzelner Hersteller stehen muss.
Quelle: https://www.hivandmore.de/archiv/2024-1/opioide-fentanyl-und-co-sind-in-deutschland-angekommen.shtml