Aktuelle Themen
- Details
Bei Hepatitis B handelt es sich um die häufigste virale Infektion und Entzündung der Leber. Die Erkrankung lässt sich in akut und chronisch einteilen. Immer noch ist die Infektion in vielen Teilen der Erde ein Problem und führt unbehandelt nicht selten zum Tod.
Nach wie vor ist es das Ziel, die Morbidität und Mortalität der HBV Infektion zu senken. Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung und idealerweise die Reversion einer Leberfibrose oder Zirrhose. Um dies überprüfen zu können, werden bestimmte Marker genutzt. Bei den Markern handelt es sich um bestimmte Genprodukte des Virus bzw. des Körpers. Zum einen gibt es die Antigene des Hepatitis B Virus, sie lassen sich in HBs, HBc und HBe unterteilen. Das HBs Antigen ist ein Teil der Virusoberfläche, das HBc Antigen befindet sich nur in Leberzellen und das HBe Antigen wird nur beim Wildtyp des Hepatitis B Virus gefunden. Zum anderen gibt es die Antikörper, welche sich ebenfalls in HBs, HBc und HBe Antikörper unterteilen. Die HBs Antikörper zeigen, dass ein Immunschutz besteht und bei einem positiven Nachweis der HBc Antikörper ist ein Kontakt mit dem HBV vorausgegangen. Das Ziel ist unter anderem der Verlust vom HBs Antigen (HBsAg) und im Idealfall bilden sich HBs Antikörper, welche ebenfalls nachgewiesen werden können.
Bei Patient:innen, die unter einer Leberzirrhose leiden, ist eine dauerhafte Suppression der HBV-DNA gewünscht. Hat der/die Patient:in keine, sollte die HBV-DNA unter der festgelegten Nachweisgrenze sein. Ein zusätzlicher Endpunkt ist die Normalisierung der ALT (Alaninaminotransferase, ein Enzym, welches hauptsächlich in der Leber vorkommt).
Wenn der Patient eine ausgeprägte Fibrose, erhöhte ALT, männlich, den Genotyp C aufweist und/oder zusätzliche hepatotoxische Faktoren wie Fettleber, Diabetes Typ 2 oder hohen Alkoholkonsum hat, ist ein Ultraschall der Leber und ein HCC Screening empfohlen.
Bei HCC handelt es sich um eine Abkürzung für das hepatozelluläre Karzinom, also einer Krebsform, welche in der Leber vorliegt. Sobald eine Leberzirrhose vorliegt, sind ein Screening und der Ultraschall dringend empfohlen. Alle HBV Patient:innen sind grundsätzlich für eine Therapie geeignet. Besonders Patient:innen mit Leberzirrhose, einem positiven HCC und HBV-DNA Test, oder extrahepatischen Komplikationen sollen antiviral therapiert werden.
Sowohl Drogen und Alkoholkonsum als auch eine Schwangerschaft stellen keine Kontraindikation für eine HBV Therapie dar. Bei letzterem sollte eine Therapie idealerweise vor der 32. SSW, aber nach dem ersten Trimenon erfolgen.
Zurzeit wird eine antivirale Therapie mit dem Wirkstoff Tenofovir-(disoproxil oder alafenamid) oder Entecavir empfohlen, welche bereits aus der HIV Therapie bekannt sind. Bei der Auswahl sollte das Stadium der Lebererkrankung, Begleitumstände wie Kinderwunsch und Komorbiditäten wie z.B. Niereninsuffizienz, Vortherapien und die Höhe der HBV-DNA berücksichtigt werden.
Beendet werden kann eine Therapie, wenn ein HBsAg Verlust erreicht, die HBV-DNA negativ ist und eine Leberzirrhose ausgeschlossen werden kann.
Studien haben gezeigt, dass eine Kombinationstherapie einer Monotherapie überlegen ist. Beispielsweise wurde die HBV-DNA um mehr als 40% im Vergleich zur Monotherapie reduziert.
Zukünftig soll jedoch eine Kombinationstherapie angestrebt werden, bei der es drei verschiedene Wirkmechanismen gibt.
Zum einen soll die virale Replikation inhibiert werden, dies passiert mittels Entry Inhibitoren, beispielsweise den Capsid assembly Modulators (CAM). Sie verhindern den Eintritt des Virus in die menschliche Zelle. Außerdem sollen die viralen Antigene reduziert und die Immunantwort geboostert werden. Eine Reduktion ist mittels siRNA, den Nukleos(t)idanaloga wie dem Tenofovir und monoklonalen HBsAg Antikörpern möglich. Das Boostern wird mit Interferonen, therapeutischen Vakzinen und Toll-like-Rezeptor (TLR) Agonisten unternommen und stimuliert an ganz bestimmten Stellen das Immunsystem.
Hierbei ergibt sich natürlich die Frage, wie viele Substanzen generell, ob simultan oder sequentiell und wie lange therapiert werden soll, jedoch hat die Kombinationstherapie deutliche Vorteile gegenüber der zurzeit angewandten Monotherapie und es lohnt sich, mittels weiteren Studien die Sicherheit und Wirksamkeit noch mehr zu untersuchen.
Quelle: Holger Hinrichsen, Münchener Aids Tage 2024
- Details
Bei Zinlirvimab, auch 10-1074 genannt, handelt es sich um eine Prüfsubstanz, genauer einem neutralisierendem Antikörper, welcher vor allem bezogen auf die HIV-Therapie eine neue Möglichkeit darstellt.
Bei dem Antikörper selbst handelt es sich um einen rekombinanten, humanen IgG Antikörper, welcher eine einzige Struktur erkennt und somit in die Klasse der monoklonalen Antikörper fällt.
Die Zielstruktur ist ein spezieller Bereich auf der Hülle der Spikeproteine der Zelle und der Antikörper bindet dort zum einen an die umgebenden Glykane, also Zuckerreste, und weitere Zielstrukturen.
Dadurch werden mehrere Effekte erzielt:
Zum einen wird die virale Vermehrung unterbunden indem den Viren der Eingang in die Zelle und auch die Übertragung von Zelle zu Zelle verwehrt wird.
Außerdem wird durch die Bindung der Antikörper an dessen Zielstruktur eine Phagozytose induziert, was im weiteren Verlauf beispielsweise die Antikörper abhängige zellvermittelte Zytotoxizität und letztendlich die natürlichen Killerzellen (NK) aktiviert. Diese töten letztendlich die HI Viren.
Zudem fördern sie eine Reifung und Aktivierung dendritischer Zellen. Dabei handelt es sich um antigenpräsentierende Zellen, welche einen wichtigen Bestandteil unseres Immunsystems ausmachen.
Auch in der Prävention ist dieser Antikörper von Interesse, da er eine Ansteckung mit dem HI Virus unwahrscheinlicher macht und somit als PrEP in Frage kommt.
Zinlirvimab wird intravenös injiziert und hat eine Halbwertszeit von ca. 12,8 Wochen bei HIV positiven Menschen und um die 24 Wochen bei nicht infizierten Menschen.
Mittlerweile sind auch länger wirksame Formen in der Testung. Beispielsweise mit einer Halbwertszeit von 3,8 Wochen. Dies würde eine intravenöse Behandlung einmal im Monat bedeuten, was für einige Patienten, welche mindestens einmal am Tag ihre Medikation einnehmen müssen, eine Entlastung und Vereinfachung der Therapie bedeuten würde. Es gibt eine Reihe an Studien, die die Wirksamkeit von Zinlirvimab belegen, wie beispielsweise die Tatelo Study (NCT03707977) in welcher 28 Kinder mit dem Wirkstoff anstelle der klassischen ART behandelt wurden. Es konnte kein Anstieg der HI Virus Kopien im Körper und somit keine Vermehrung festgestellt werden.
In einer weiteren Studie (Titan, NCT03837756) wurde ebenfalls die Wirksamkeit und Effizienz von Zinlirvimab in Kombination mit Lefitolimod untersucht. Auch in dieser Studie konnte bestätigt werden, dass es zu keinem HI Virus Anstieg im Körper kam. Hier wurde die klassische ART mit dem bNAb + Lefitolimod ausgetauscht.
Bis jetzt sind keinerlei Nebenwirkungen beschrieben worden, weder bei der Infusion noch im Nachhinein. Jedoch ist wichtig zu betonen, dass dieser Wirkstoff noch getestet wird und sich bei weiteren Testungen mit Sicherheit auch Nebenwirkungen zeigen werden.
Es zeigt uns, dass ständig neue potentielle Arzneistoffe gefunden und getestet werden. Auch wenn es schon einiges bezogen auf HIV auf dem Markt gibt, ist der Wunsch etwas zu finden, was in Sachen Verträglichkeit, Anwendung und Wirksamkeit überzeugt, groß.
Zinlirvimab könnte ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein.
Quelle: clinicalinfo. Hiv.gov/en/drug/10-1074/patient; clinicalinfo. Hiv.gov/en/drug/10-1074/health-professional
- Details
Das Ziel steht schon länger fest: Bekämpfung der HIV/AIDS Epidemie weltweit bis 2030. Vorzeigeland in der Bekämpfung ist Australien und könnte demnächst das erste Land sei, welches den endemischen Zustand verkünden könnte.
Die Zahlen sind eindeutig, nur 555 neue HIV-Infektionen im Jahr 2022, ein Wert welcher sich im Vergleich zu vor 10 Jahren halbiert hat. Mehrere Schlüsselkonzepte waren und sind erfolgsgebend für Bekämpfung der Infektion. Zu einem wurde eine höhere Testrate dadurch erreicht, dass das Thema HIV enttabuisiert wurde und dadurch Infektionen früher erkannt und behandelt werden konnten. Einhergehend mit der guten Aufklärungs- und Präventionsarbeit und der leichte Zugang zur PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) bilden einen weiteren wichtigen Baustein bei der HIV-Bekämpfung. Nicht zu vernachlässigen sind auch Reduktionen der Infektionszahlen durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie, welche jedoch auch nach den Lockerungen wieder einen kleinen Anstieg verzeichneten.
Das angestrebte Ziel HIV bis 2030 zu eliminieren wird auf der einen Seite in Teilen Afrikas (Botswana, Tansania) erfolgreich umgesetzt, wo die Zahlen stetig sinken und gute Entwicklungen stattfinden.
Wiederum steigen in einigen osteuropäischen Ländern die Zahlen, da hier die LGBTQ-Community und Drogenabhängige ausgegrenzt oder gar verfolgt werden.
Die Lage in Deutschland ist gut, aber verbesserungsfähig. Die PrEP ist selbstverständlich hierzulande verfügbar und wird von den Krankenkassen übernommen, aber lange Wartezeiten auf Arzttermine und die Versorgung außerhalb der großen Städte ist ein erhebliches Problem. Außerdem werden nicht alle Personengruppen gleich gut mit Präventions- und Aufklärungsarbeit erreicht, sodass es noch relativ viele Spätdiagnosen bei Frauen gibt und u.a. Menschen im Strafvollzug durch den Föderalismus unterschiedlich gut informiert werden.
Somit ist die Bekämpfung des HI-Virus weniger eine Frage des Geldes, sondern ein politischer und gesellschaftlicher Wille..
Quelle: http://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/aids-australien-deutschland-100.html