Aktuelle Themen
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Beratungsangebote bei einer HIV-Infektion gibt es viele. Neben lokalen Angeboten ist die Deutsche Aidshilfe eine wichtige Anlaufstelle. Diese bietet Informationen, Beratung und Unterstützung, die telefonisch, per Mail oder in Person und auf Wunsch auch durch einen selbst HIV-positiven Menschen erfolgen kann.
Neben reiner Beratung kann auch die Selbsthilfe eine gute Möglichkeit sein, sich mit dem Thema HIV auseinanderzusetzen. Der Begriff Selbsthilfe ist in der Gesellschaft oft negativ behaftet, beschreibt aber lediglich den Austausch mit anderen Betroffenen, um Unterstützung bei den Herausforderungen der Infektion zu finden, die Lebensqualität zu verbessern und sich für gemeinsame Interessen einzusetzen. Es handelt sich um eine hilfreiche und gewinnbringende Möglichkeit für HIV-positive Menschen – egal ob direkt nach einer Diagnosestellung oder bereits nach einigen Jahren.
Auf der Website der Deutschen Aidshilfe gibt es für Interessierte einen Überblick über bundesweite Zusammenschlüsse der Selbsthilfe in Deutschland.
Eine Besonderheit stellt das sogenannte Programm „buddy.hiv“ dar. Hierbei handelt es sich um ein Buddy-Programm speziell für HIV-positive Menschen, welches es bereits seit 10 Jahren gibt. Die aktuell 113 Buddys sind Menschen mit einer HIV-Infektion, die zeigen, wie ein erfülltes Leben mit HIV heute aussehen kann. Dazu muss die eigene Diagnose soweit verarbeitet sein, dass man ein Beispiel für ein selbstverständliches Leben mit HIV geben kann. Eine zweiteilige Fortbildung dient der Vorbereitung. Hier wird die Kommunikationsfähigkeit trainiert und Grundlagenwissen zu HIV vermittelt. Es handelt sich um ehrenamtliche Arbeit der Buddys, die eine Unterstützung, aber keine klassische Beratung darstellen soll. Es darf nicht vergessen werden, dass ein Buddy keine Ärzt:In oder Therapeut:In ist. Aber der entscheidende Aspekt ist, dass ein Buddy jemand ist, der genau weiß, wie sich die Diagnose anfühlt, da er oder sie schon in der gleichen Situation steckte. So kann sich in vertrauensvoller Umgebung und auf Augenhöhe ausgetauscht werden. E-Mail-Kontakt mit Buddys kann über deren Profil auf der Website der Deutschen Aidshilfe aufgenommen werden
Quelle: https://buddy.hiv/de; https://www.aidshilfe.de/de
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Die Weltgesunheitsorganisation (WHO) hat vor kurzem die Depotinjektion mit Lenacapavir als neue Möglichkeit zur HIV-Prävention empfohlen. Dieses langwirksame Medikament könnte besonders Menschen helfen, die bislang nur schwer Zugang zu anderen Schutzmaßnahmen hatten – und somit die HIV-Prävention einfacher und zuverlässiger gestalten.
In Europa ist Sunlenca® mit dem Wirkstoff Lenacapavir bereits zur Behandlung von Menschen mit HIV zugelassen – allerdings ist es noch nicht aufm Markt. Obwohl Lenacapavir in Deutschland bisher nicht verfügbar ist, gilt es als besonders vielversprechend zur Vorbeugung von HIV. Deshalb wird der Wirkstoff auch in den neuen Empfehlungen der WHO zur HIV-Prävention genannt.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt jetzt ebenfalls die Zulassung von Lenacapavir in Yeytuo® zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Zwar ist die EMA eine unabhängige Fachbehörde – sie ist jedoch Teil eines größeren politischen und wirtschaftlichen Umfelds. Politische Spannung zwischen Europa und den USA, etwa bei der Bewertung und Zulassung neuer Medikamente, können Auswirkungen auf Entscheidungen, Vertrauen und Zusammenarbeit haben. Für viele Patient:innen ist es schwer nachvollziehbar. Umso wichtiger ist es, dass bei der Zulassung von Lenacapavir die medizinischen Fakten im Vordergrund stehen. Der Wirkstoff gilt als sicher und wirksam und könnte vielen Menschen helfen, sich besser vor HIV zu schützen – vor allem denen, die mit bisherigen Schutzmaßnahmen Schwierigkeiten hatten.
Anwendung und Dosierung:
Vor Beginn einer PrEP mit Lenacapavir - wie auch von jeder weiteren Injektion – muss ein negativer HIV-Test vorliegen. Die PrEP beginnt mit einer Kombination aus zwei Darreichungsformen desselben Wirkstoffs: am ersten Tag wird eine subkutane Injektion mit 927 mg Lenacapavir (verteilt auf zwei Spritzen) verabreicht. Zusätzlich wird Lenacapavir an den ersten beiden Tagen auch als Tablette eingenommen – jeweils 600 mg pro Tag, also insgesamt 1200mg. Danach reicht alle sechs Monate eine subkutane Injektion mit 927 mg aus (mit einem Spielraum von ± 2 Wochen), um den Schutz aufrechtzuerhalten.
Eine aktuelle Phase-III-Studie zeugte: Lenacapavir bietet einen nahezu 100% Schutz vor HIV-Infektion – im Vergleich zur herkömmlichen PrEP mit Emtricitabin/Tenofovir. Ein wichtiger Grund dafür ist die bessere Therapietreue (Adhärenz), die durch das langwirksame Depotpräparat ermöglicht wird.
Quelle: www.pharmazeutiche-zeitung.de; www.who.int/news; www.deutsche-apotheker-zeitung.de
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Die meisten HIV-Therapeutika wirken, indem sie die Replikation, also das Kopieren des HI-Virenerbguts, hemmen. Dadurch wird die Vermehrung der Viren gehemmt, weshalb sie sich nicht weiter im menschlichen Körper ausbreiten können. Die Viruslast (Menge von HI-Viren pro mL Blut) bleibt sehr gering bis gar nicht nachweisbar. Durch zufällige Veränderungen (Mutationen) in der Genetik des HI-Virus kann es jedoch sein, dass die Therapeutika nicht mehr ausreichend wirken können. Die HI-Viren zeigen also eine Resistenz gegen diese Therapeutika. Als Folge kann die Viren-RNA-Replikation nicht mehr ausreichend gehemmt werden und die Ausbreitung des Virus kann nicht mehr ausreichend gestoppt werden. Die Viruslast im Blutbild steigt. Im schlimmsten Fall, wenn nichts dagegen unternommen wird, kann dies zur Ausbildung des Vollbilds AIDS führen.
Die Entstehung von Resistenzen war gerade zu Beginn der Entwicklung der HIV-Therapeutika ein großes Thema. Durch die Vielzahl an Wirkstoffen und die grundsätzliche Durchführung von Kombinationstherapien, bei welchen mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert werden, kann der Resistenzbildung heutzutage entgegengewirkt werden. Jedoch kommt es auch bei heute eingesetzten Therapeutika zu Resistenzen.
Im letzten Jahr 2024 veröffentlichte die WHO neue Zahlen zu HIV-Resistenzen gegen den Wirkstoff Dolutegravir, welcher sich unter anderem in Dovato® und Tivicay® befindet und heute einen der am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe in der HIV-Therapie darstellt. Daten von acht HIV-Kohorten aus wohlhabenderen Ländern stellten Dolutegravir-Resistenzen, die zu einer Minderung der Viruslast-Senkung führten, bei 4,8% der Patienten heraus. Der United States President’s Emergency Plan for AIDS Relief konnte Werte von 3,9 bis 19,6% in verschiedenen Studien feststellen. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass für eine genauere Einschätzung der Resistenzsituation die Durchführung von einer größeren Anzahl an Studien notwendig ist. Durch die Zahlen kann aber gezeigt werden, dass die Bildung von Resistenzen auch heute noch eine Relevanz hat.
Aber wie entstehen Resistenzen überhaupt? Resistenzen können entweder schon vor der Einnahme von Medikamenten auftreten oder aber während der Medikamenteneinnahme erst entstehen. Letzteres kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, vor allem aber durch die nicht ordnungsgemäße Einnahme der Medikation. Die Virenvermehrung kann nur ausreichend gehemmt und die Viruslast ausreichend niedrig gehalten werden, wenn der Wirkstoffspiegel im Blut möglichst konstant im wirksamen Bereich bleibt. Das wird durch eine regelmäßige Einnahme der Medikation unter Einhaltung der Einnahmeregeln, beispielsweise Abstände zum Essen, gewährleistet. Vergisst der Patient regelmäßig Tabletten, kann es zeitweise zu einem Absinken des wirksamen Wirkstoff-Spiegels kommen, was dazu führt, dass die Virenvermehrung nicht mehr ausreichend gehemmt wird. Dadurch können sich die HI-Viren weiter vermehren, auch die HI-Viren, die zufälligerweise durch Mutationen Resistenzen ausbilden. Diese Resistenzen können auch auf andere Menschen übertragen werden bei Übertragung des Virus.
Die WHO schlägt als Maßnahmen gegen die Resistenzen zu aller erst die Aufforderung zur Adhärenz, das bedeutet die ordnungsgemäße Einnahme des Patienten gegenüber seiner Therapie, vor. Des Weiteren sollen möglichst neue alternative Therapeutika erstellt werden, die Virenlast häufiger getestet und im Fall einer festgestellten Resistenz ein schneller Wechsel der Therapie erfolgen, damit sich die resistenten Viren gar nicht erst ausbreiten können, sondern durch die neuen Therapeutika mit anderen Angriffspunkten möglichst in ihrer Ausbreitung eingeschränkt werden.
Quelle: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/376039/9789240086319-eng.pdf?sequence=1; https://www.who.int/publications/i/item/9789240086319; https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hiv-drug-resistance